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#lebenundwirken
Die Dauerausstellung im Erdgeschoss des Wohnhauses vermittelt einen umfassenden Einblick in das Leben und Wirken des „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, der als eine durchaus umstrittene Figur der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts gilt. Alle politischen Systeme des späten 19. und 20. Jahrhunderts haben sich an dieser Figur gerieben und sich ihrer als Projektionsfläche bedient. Sie steht symbolisch für die „Biografie der Deutschen“ und wirkt mit ihrer außerordentlich differenzierten Rezeption bis ins Hier und Heute unserer Gesellschaft, polarisiert in Ablehnung und Verehrung. Aus seinem demokratischen Selbstverständnis heraus, wird im Museum auch ein demokratischer Umgang mit unterschiedlichen Meinungen gepflegt.
Im Rundgang können die Besucher in den vier Themenkomplexen „Schöpfer des deutschen Turnens“, „Persönliches Leben und Familie“, „Publizist und Patriot“ und „Reformer – Revolutionär? Deutschtümler – Deutscher?“ Jahn als Mensch in seiner Zeit und der in ihr vorherrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse kennenlernen, auch mit seinen charakterlichen Eigenheiten und seinen zeitgebundenen Anschauungen und Äußerungen. Diese Betrachtung des "ganzen Jahn" mit all seinen Vorzügen, Leistungen und Zielen, aber auch mit all seinen menschlichen Schwächen, Misserfolgen, Enttäuschungen und Konflikten zieht sich durch alle Ausstellungskomplexe.
Bis 2023 soll eine völlig neue Dauerausstellung umgesetzt werden, die neben dem Leben und Wirken auch die Rezeptionsgeschichte von 1852 bis in die Gegenwart in den Blick nimmt.
Schöpfer des deutschen Turnens
Persönlichen Leben und Familie
Publizist und Patriot
Reformer – Revolutionär? Deutschtümler – Deutscher?
Friedrich Ludwig JahnFriedrich Ludwig Jahn:
Schöpfer des deutschen Turnens
Der erste Komplex ist Jahns Lebenswerk gewidmet: der Entwicklung einer modernen bürgerlichen Körpererziehung und ihrer Gestaltung als öffentliche Angelegenheit.
Besondere Bedeutung in der Darstellung des Turnens beansprucht Jahns Buch „Die deutsche Turnkunst", das er 1816 gemeinsam mit Eiselen veröffentlichte. Neben Ernst Bernhard Wilhelm Eiselen (1792-1846) war Karl Friedrich Friesen (1784-1814) der bedeutendste Mitstreiter Jahns bei der Entwicklung des Turnens.
FamilieFriedrich Ludwig Jahn:
Persönliches Leben und Familie
Der zweite Komplex stellt Jahns privaten Lebensweg von seiner Kindheit bis zu seinem Tode dar. Unter anderem werden die lange Verlobungszeit mit seiner ersten Ehefrau, die sechsjährige Kerker- und Festungshaft und der darauf folgende Neuanfang im Freyburger Exil durch unterschiedliche Dokumente und Gegenstände aus dem persönlichen Besitz Jahns und seiner Familie illustriert.
Neben dem Vierfelderschachspiel, Notizbuch, Spazierstock sowie Tabakspfeife und -beutel des "Turnvaters" beeindruckt besonders das Ölgemälde des Malers Heine, für welches der Jahn persönlich Model gesessen haben soll.
Publizist und PatriotFriedrich Ludwig Jahn:
Publizist und Patriot
Gezeigt werden u. a. seine zwei Hauptwerke: „Deutsches Volksthum“ (1810) und „Die Deutsche Turnkunst“ (Jahn/Eiselen 1816), letzteres in einer selten gewordenen erweiterten Ausgabe von 1847. Mit dem „Volksthum“ nimmt Jahn einen würdigen Platz unter jenen fortschrittlichen deutschen Reformern zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein, deren Werke als Nationalerziehungspläne bezeichnet werden.
Die hier ausgestellten handschriftlichen Texte sind nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Fundus des Museums.
Das Manuskript zum Dreißigjährigen Krieg wie auch der Brief seiner Frau verdeutlichen mit ihren Brandschäden die tragischen Verluste auch an Büchern, Briefen und anderen Manuskripten, die Jahn bei dem Brand seiner Wohnung 1838 erlitten hatte.
Friedrich Ludwig JahnReformer - Revolutionär?
Deutschtümler - Deutscher?
Der vierte Komplex stellt Höhepunkte des politischen Wirkens Friedrich Ludwig Jahns dar. Ein Jahn-Zitat und die Karte Mitteleuropas Ende des 18. Jahrhunderts verdeutlichen die in seiner Kindheit und Jugend gewonnenen Erfahrungen und politischen Verhältnisse als Ausgangspunkt für sein lebenslanges Streben nach einem einheitlichen deutschen Nationalstaat.
Mit seinem Nationalerziehungsplan, dem Buch „Deutsches Volksthum“, seiner Initiative zur Gründung des geheimen Deutschen Bundes, der Einrichtung des öffentlichen Turnplatzes auf der Hasenheide und der von hier ausgehenden Verbreitung des Turnwesens in Preußen und anderen deutschen Staaten sowie mit seinen Aktivitäten zur Gründung der Deutschen Ur-Burschenschaft übernahm Jahn vielfältige Aufgaben, die auf die Verwirklichung des Gedankens der Einheit Deutschlands gerichtet waren.
Das von den Burschenschaftern, die meist auch Turner waren, im Herbst 1817 veranstaltete Wartburgfest weckte das Misstrauen der Fürsten endgültig. Die Ermordung des russischen Staatsrats August von Kotzebue durch den Burschenturner Karl Sand war letzter Anlass für die „Demagogenverfolgungen“, die Verhaftung F. L. Jahns und die „Turnsperre“.
Das letzte Thema in diesem Komplex ist Jahns Wirken als Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 gewidmet.